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Politisch gern unkorrekt


Vilsbiburg. „Das war ein angenehm unverkrampfter Abend“, sagte eine Besucherin nach dem Auftritt von Werner Meier im Saal der Volkshochschule, „mir geht es jetzt richtig gut.“ Der bekannte Liedermacher und Kabarettist war im Rahmen einer Benefizveranstaltung für den Hospizverein aufgetreten. Dabei gelang es ihm mit seinem trockenen Humor und seiner großen Bühnenerfahrung spielend, die Zuhörerschaft mit sehr deutlichem Frauenüberschuss bei vielen Refrains zum Mitsingen zu bewegen. So wurde es für alle Seiten zu einem richtig schönen Abend.

Wem gehen all diese selbsternannten Besserwisser und Missionare, die sich dank Facebook mittlerweile ungehindert verbreiten können, nicht gehörig auf die Nerven ? Die Veganer, die Grundsatz-Ökologen, die willensstarken Fitness-Gurus, die Handy-Süchtlinge und natürlich: die neuen Rechten. All diesen grauenhaften Rechthabern, die keine andere Meinung neben der eigenen gelten lassen, hat Werner Meier kleine musikalische Denkmale gesetzt aus einem Stoff, der wirkungsvoller ist als jede Wut: Humor und Gelassenheit. Und als er einmal doch ziemlich deutliche Worte gegen die „Glatzerdn“ findet, die er „auf der Balkanroute rückwärts“ abschieben möchte, schickt er erleichtert „... das war jetzt politisch nicht korrekt – aber es hat gut getan ...“ hinterher.

Doch das ist fast die Ausnahme an diesem unverkrampften Abend, weil Werner Meier alles andere ist als ein Brachial-Humorist. Er ist ein Freund der eher leisen Zwischentöne, und mit bemerkenswerter Treffsicherheit nimmt er sich die Widersprüche der modernen Gesellschaft vor: „Wir sind Spenden-Weltmeister bei ,Brot für die Welt‘ – aber die Wurst bleibt besser hier.“ Manche Geschichten erzählt er lieber, andere entfalten in Reimen ihren besonderen Reiz, der durch Meiers eingängige, aber nie langweilige Kompositionen zusätzlich an Stimmung gewinnt. Beispiel: „Im Dorfwirtshaus der neue Multi-Kulti-Wirt, wo man sehr kultiviert dein Bier serviert“. Andere Lieder handeln vom Online-Looser, der sein Handy vergessen hat und aus dem Zugfenster die Landschaft betrachten muss, vom „verliebten Pfarrer“ („Singan‘s des beim Pfarrfest, des is da Hit !“) oder vom „Zugana – er isst nur noch Zwiebel, Radi Rana“.

Neben diesen kabarettistisch überhöhten Liedern hatte Werner Meier auch noch einige Songs mitgebracht, die einfach nur schön anzuhören waren: Vom inneren Schweinehund, ohne den das Leben auch stressig werden könnte, ein Liebeslied auf seine Frau oder die Erinnerungen an die Zeit auf dem heimischen Bauernhof in Reichertsheim, von wo er auch die damalige Nachbarstochter Brigitte Graßer, die Vorsitzende des Hospizvereins, kennt.

Es ist ein wenig Kleinkunst-Geschichte, dass Werner Meier schon 1984 mit dem Kabarett-Trio „Die Meiers“ mit dem Gitarristen Wolfgang Neumann und dem Hackbrettvirtuosen Rudi Zapf ziemlich erfolgreich unterwegs war, bevor er knapp zehn Jahre später mit seiner Frau Margit Sarholz die erfolgreiche Kinderliedergruppe „Sternschnuppe“ ins Leben rief – ohne sein Kabarettistenleben aber aufzugeben.Und so war es am Ende auch unvermeidlich, dass sich Meier mit einigen „Sternschnuppe“-Liedern, die ob ihres Witzes auch Erwachsenen gefallen, unter anhaltendem Applaus verabschiedet. Am 12. Oktober ist er auch in Landshut im Salzstadel zu erleben.

Quelle:  Soller (Vilsbiburger Zeitung)

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